An den Grenzen weiterlaufen


Mein Ziel, 2014 am New York Marathon teilzunehmen,
habe ich erreicht. Am 02.11.2014 war es soweit - ich habe ihn geschafft! Und nicht nur das, ich bin eine für mich nicht erwartete Bestzeit knapp unter 5 Stunden gelaufen. Damit hatte ich nicht gerechnet, wollte ich doch vor allem die Atmosphäre aufsaugen, von der so viele Läufer schwärmen, nebenbei fotografieren, Kindern die hingestreckten Händchen abklatschen, kurz einfach völlig entspannt ohne Zeitdruck New York auf diese Weise genießen. Ich habe NY genossen, ich habe fotografiert, ich habe Kinderhände nicht nur abgeklatscht, sondern ihnen
auch “Gruß aus Freiburg“-Gummibärchentütchen in die Hand gedrückt, die meine Freiburger Freundin Tosca an ein symbolisiertes 42,195 m-Band geheftet hatte.

 

Einleitend an meine Trainer:
Thomas, Lukas, tausend Dank für Training, Mutmachen, Unterstützung. Der Trainingsplan hat sich auch bei mir toll bewährt. Ich habe nie und nimmer mit unter 5 h gerechnet und ich sage Euch, ich hätte noch besser laufen können, wenn ich nicht... s.u. unter "Platzierung"...
Thomas, Du warst ja anhand der Diagnostik recht zuversichtlich - ich wollte es nicht glauben. Ich war so was von entspannt gelaufen. Ich lief und lief und lief, dachte so ab Meile 15 immer wieder, jetzt muss doch mal der tote Punkt kommen - nichts, nichts. Ich spürte nichts von den Steigungen (außer am Schluss im Central Park) - Schönberg und seine Reben lassen grüßen.

Dann an die Zuhausegebliebenen, also meine Familie, meinen Läuferfreunden, Freunden, Chef - allen ein Riesendankeschön fürs "Verfolgen", Mitfiebern, Mitfreuen mittels Livetracking.

 

Hier mein Bericht, verbunden mit weiteren Dankeschöns:

Der Tag vor dem Marathonlauf “Dash to the Finish Line“ (5 km vom UNO-Gebäude zum Zieleinlauf im Central Park):
Liebe
Regina, Deine Deutschlandfahne hatte ich beim Dash to the Finish Line um mich gewickelt, natürlich war ich damit gleich Fotoobjekt (der Lauf selbst machte keinen Spaß wegen durchgehendem Regen, aber es waren ja nur 5 km). Von den 7.444 Teilnehmern wurde ich 2.019., von 4.034 Frauen wurde ich 667., in meiner AK-Frauen von 106, immerhin 7.
Beim Marathonlauf wehte die Fahne leider gleich am Anfang auf der Verrazano Narrows Bridge davon.

 

Der große Tag - es war alles gigantisch:
Die 4 Stunden Wartezeit waren zwar kalt, waren dennoch kurzweilig. Ich hatte ein geschütztes Baumplätzchen mit Styroporsitz, man quatschte mit den Leuten, neben, vor, hinter mir, wir hielten gegenseitig unsere geschützten Plätzchen frei, etc. - Es war alles super organisiert.

 

Beim Start: Erst die amerikanische Nationalhymne, dann Sinatra’s “New York, New York“, ergreifend nicht allein, weil er gesungen hat, sondern die Masse - Gänsehaut! Ich konnte leider den Text nicht. Wer jemals mitläuft, lernt diesen Text!

Der Lauf selbst ist bei mir atmosphärisch geprägt:
Diese Strecke, diese Zuschauer, diese Bands, diese Musik
sie luden zum Tanzen ein oder sagen wir, zu einer anderen Art der Laufbewegung, d. h. immer brav laufen aber auch mal mit Hüftschwung und Drehung. Thomas, Lukas, seht es mir nach.

Ich habe nur den Wind als unangenehm empfunden, der stoppte etwas den Lauf - anfangs hat es beim Fotografieren fast vom Trottoir der Verrazano Narrows-Bridge geweht. Man musste außerdem höllisch aufpassen auf die Stolperfallen an Klamotten und Mülltüten, Fahnen jeglicher Nationen, die durch die Luft schwirrten, leider auch meine. Die Leute verhedderten sich oder bekamen die Sachen ins Gesicht geweht. Die Kämpfe waren nicht ungefährlich, sahen aber auch lustig aus. Aber: Man hat sich geholfen! Mir wehte übrigens auch gleich nach den ersten 200 m ein Pullover ins Gesicht von einem Läufer, der neben mir lief er hat sich aber sofort entschuldigt.

Für die Beschreibung der Strecke einen großen Dank an Ralph, auch er ein Klingenbergianer NY- Läufer, der eine Traumzeit erreichte, vor der ich nur den Hut ziehen kann. Deine Tipps, Hinweise und Infos, gerade was das Wellige anbelangte, waren so hilfreich, dass ich sie gar nicht merkte bzw. dachte, ist ja gar nicht so schlimm. Ich war immer vorbereitet, "jetzt wird's schwierig" oder "da musst Du langsam machen" oder "da kannste wieder einen Zahn zulegen" (naja, Letzteres....)". Dass mir alles so leicht fiel, lag wirklich mit daran, dass Du mit mir die Strecke durchgesprochen hast. Ich mit meinem nicht gerade guten Orientierungssinn war überrascht, wie ich doch beim Lauf alles "erkannt" habe. Ich habe die welligen Brücken wirklich nicht gespürt, bin konstant gelaufen außer beim "Modellstehen".

Plötzlich Carola und Marco am Straßenrand bei Meile 17 und dann nochmals im Central Park bei km 39 getroffen zu haben, waren mit die irritierendsten aber auch motivierendsten Momente. Zum Vergleich: Der “vereinbarte Meilenstand“ mit meiner mitgereisten Berliner Freundin Rita hat leider nicht geklappt. Dass ich Carola und Marco getroffen habe, waren daher zwei wunderbare unerwartete Motivationsschübe. Man muss sich das so vorstellen. Die Masse und Lautstärke auf dem ganzen Lauf - und Carola und Marco sehen mich und ich höre sie - das war genauso prickelnd wie Sinatras "New York, New York".

Im Central Park merkte ich, dass es möglich sein könnte, unter 5 h und damit in die Listung der NY Times zu kommen. Carola und Marco musste ich daher kurz halten. Aber für noch'n Foto hat es gereicht. Ich wollte dann noch die letzten 3 km zulegen, aber da spürte ich dann doch die letzte Steigung.

 

Dann der Zieleinlauf:
Meine Uhr zeigte ca. 4:58 h. Kann man sich vorstellen, wie ich mich gefühlt habe? Nicht nur geschafft, sondern "nebenbei" die 5 h geknackt zu haben
und damit in die Listung der NY Times zu kommen? Nun kommt aber der kleine

Wermutstropfen: Ich bin mit 4.57:48 h durch - dennoch nicht mehr in der NY Times gelistet, endete die Liste dieses Jahr leider bei 4:56:something. Es wäre ein Leichtes gewesen, drunter zu liegen - oder ganz gagig, die Letzte bei der Listung zu sein ... Nun denn

zur Plazierung: Nachdem ich nun also nicht die letzte Zeile der NY Times-Listung ziere, rechne ich einfach anders:

  • -  Es sind 50.490 LäuferInnen durchgekommen, davon bin ich die 35.895 = naja?

  • -  von 20.402 Frauen bin ich die 12.539 = o.k.,

  • -  in meiner AK Frauen liefen gerade mal 402, und da bin ich die 131. = prima! Thomas, Lukas zufrieden? Seht es mal so:

Hätte ich während des Laufs nicht über 80 Fotos geschossen bzw. selbst "Modell gestanden", "Gruß aus Freiburg"-Gummibärchentütchen an Kinder verteilt - denke, dass ich ca. 15 Minuten besser gelaufen wäre. Aber gerade das entspannte Laufen hat mich getragen. Es hat einfach nur gut getan. Und man kann es mir glauben oder nicht: Ich hatte keinen Muskelkater, auch nicht Tage danach, einzig meine Achillessehnen spannten wieder und anhaltend. Die Blasen an den Zehen hielten sich in Grenzen. Das Training hat sich einfach gelohnt.

 

Zum Abschluss:
Für mich war das einfach mein eigenes rundes Geburtstagsgeschenk in diesem Jahr.
By the way, im Startblock stand ich neben einer Dame, die über Los einen Startplatz erhalten hatte. Seit 6 Jahren sei sie keinen Marathon mehr gelaufen, aber den Ehrgeiz hatte, ihn unbedingt in diesem Jahr (mal wieder) zu laufen, warum? Sie hat ihn sich zum Geburtstag geschenkt, zu welchem? zum 70. Also, das lässt hoffen - sehr wohl, denn außerdem ist eine 91- jährige mit 9:50 h durch, NY ist offensichtlich doch limitlos und damit noch ewig laufbar.

Es war alles nur perfekt. Und als dann abends Edy und Andy auch noch zu uns stießen, war die Freude komplett. Ralph und ich fanden, dass die Klingenbergianer in New York super vertreten waren ob als Läufer oder Zuschauer.

 

Zum Gruppenlauftraining:
Ich möchte an dieser Stelle allen danken, die sich mit mir immer wieder zu den langen Läufen "überwinden" konnten, wir hinterher alle glücklich waren, nichts schleifen gelassen zu haben. An
Carola ein besonderes Dankeschön für die "nach der Arbeit-Überwindung" unter der Woche. An Jutta ein weiterer besonderer Dank, wenn sie konsequent die Sonntagsgruppe bei unterschiedlichen Laufgeschwindigkeiten beisammen hält. In Erinnerung bleibt auch der aufregende letzte Sonntagslauf mit Sarai, als wir zwei, die Jüngste und die Älteste übrig blieben, nachdem der Rest durch den Frankfurt-Marathon absorbiert war. Der Lauf bzw. das Verlaufen durch den matschigen düsteren Wald, aus dem wir sowas von dreckig schließlich bei Bollschweil herauskamen, hatte was.

 

Neues Ziel:
Dieses Jahr ist der Lauf dran, bei dem ich jahrelang am Straßenrand stand. Und weswegen ich das Marathontraining überhaupt begonnen habe -
um einmal dort “auf der Straße“ dabei zu sein: September 2015 endlich in Berlin, über Los “reingerutscht“, hoffe nicht, das 6:15 h-Limit auszureizen.

Monika H. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Sabine W. (Freitag, 27 März 2015 14:23)

    Toller Bericht. Danke für die vielen Impressionen!
    Respekt vor der Leistung.