Von 100kg auf 42km

stolzer Finisher im Ziel beim NYC Marathon
stolzer Finisher im Ziel beim NYC Marathon

Von 100 kg auf 42 km oder wie ich mich mit Thomas Klingenberger auf den

New York City Marathon 2013 vorbereite

 

Vorgeschichte

 

Ende Mai 2012 wiege ich um die 100 kg. Dass dies viel zu viel ist weiß und spüre ich schon lange. Bilder von mir erschrecken mich jedes Mal. Aber ich schaffe es einfach nicht, das Problem anzugehen. Keine Zeit, Probleme mit dem Rücken oder den Knien rede ich mir als Ausrede immer wieder ein. Außer von März bis Oktober ein- bis zweimal die Woche Golf zu spielen mache ich nicht viel. Noch dazu esse ich viel zu gerne. Mit Vorliebe Kuchen. Als ich meiner Arbeitskollegin Yvonne im Mai 2012 immer mal wieder von meinem Kuchen etwas anbiete, lehnte sie immer mit dem Hinweis ab, sie müsse abnehmen, da sie mit ihrem Freund nach Brasilien in den Urlaub fliegen würde und deshalb abnehmen wolle. Mehrmals schlug ich vor, dass wir doch gemeinsam eine Diät machen könnten. Beim dritten Mal ging sie dann darauf ein – ich schluckte und am folgenden Montag, den 4. Juni ging es dann los.

 

Nur durch Verzicht würde es nicht gehen, die 15 kg abzunehmen, die ich mir vorgenommen hatte. Also musste ich mich dazu auch bewegen. Der Crosstrainer, der seit Jahren kaum benutzt wurde, kam dann endlich wieder zum Einsatz. Mehrmals die Woche „lief“ ich Kilometer auf Kilometer auf dem Crosstrainer. Immer mit Pulsuhr. Zumeist 1.200 kcal plus einen angefangenen Kilometer fertig laufen. So ging mein Gewicht schnell runter, da ich dazu auch versuchte, manche „Dickmacker“ konsequent zu meiden.

 

Mitte August hatte ich den Crosstrainer kaputt gelaufen. Die Reparatur dauerte drei Wochen. In der Zeit dann plötzlich nichts mehr machen? Kam nicht infrage, ich wollte doch die Kilos, die ich verloren hatte, nicht wieder auf die Waage bringen. Also begann ich doch zu laufen. Die Ausreden, die ich immer hatte, ignorierte ich und probierte es trotzdem. Und siehe da, es ging und machte riesigen Spaß. Gut, nach dem ersten Lauf, der ca. 50 Minuten dauerte, hatte ich ein bis zwei Tage starken Muskelkater in den Oberschenkeln ;-) Das verging und beim zweiten Mal tat es schon nicht mehr weh. Anfangs bin ich ohne Plan einfach losgelaufen, habe mich aber dahingehend gebremst, dass ich max. dreimal die Woche gelaufen bin. Ich fing an, mich im Internet zu informieren und kaufte mir Bücher über das Laufen. So vieles was da stand, war verständlich, aber die richtige Umsetzung schaffte ich lange nicht. Ich begann, Trainingspläne zu laufen, um die Läufe zu strukturieren. Langsame Läufe sah ich aber nicht wirklich ein. Ich lief einfach immer schneller, weil ich mir einbildete, dies nicht so richtig nötig zu haben. Dazu lief ich immer länger, als in dem Plan angegeben. Mein Wochenpensum lag zwischenzeitlich zwischen 50 bis 55 km. Ich dachte, richtig fit zu sein.

Nur mein Gewicht ging nicht mehr wirklich runter. Bei ca. 82 kg stagnierte es seit Wochen. Das sind zwar drei Kilos mehr als anfangs geplant, dieses Ziel hatte ich aber schon lange ad acta gelegt. Denn zwischenzeitlich hatte ich den Plan und Entschluss gefasst, den Marathon 2013 in New York zu laufen. Je weniger Gewicht ich dort durch die Straßen wuchten müsste, desto besser.

Am 31. Dezember lief ich dann kurzentschlossen meinen ersten Wettkampf, den Silvesterlauf in Britzingen. Ich hatte mir eine Zeit von unter 50 Minuten erhofft, aber eine Zeit von rund einer Stunde befürchtet. Schließlich kam ich mit Hand gestoppten 52:50 Minuten ins Ziel. Der Anstieg die letzten Kilometer haben mir meine Grenzen deutlich aufgezeigt. Während des Laufes lief ich hinter einem Läufer her, der ein Shirt mit dem Aufdruck leistungsdiagnostik.de trug. Daheim bin ich auf die Webseite gegangen und habe mich informiert. Nachdem mir in Britzingen doch deutlich meine Grenzen aufgezeigt wurden habe ich mit Thomas Klingenberger (TK) Kontakt aufgenommen, um mich weiter zu informieren.

 

 

Die erste Leistungsdiagnostik und die ersten Trainingspläne

 

Mitte Januar war es dann soweit. Ich machte in Freiburg einen Leistungstest und sollte darauf basierende Trainingspläne erhalten. Zuvor wurden mir einige grundlegende Dinge für den Laufsport und den Trainingsaufbau äußerst verständlich und fachkundig erklärt.

 

Der Leistungstest brachte dann ein sehr ernüchterndes Ergebnis. Ab einem Puls von ca. 140 verbrauchte mein Körper keine Fette mehr, sondern nur noch Kohlenhydrate. Einen Marathon würde ich so nicht bestehen können, so das Fazit. Spätestens jetzt glaube ich auch, was man so allenthalben liest, dass auch für mich die langsamen Läufe wichtig sind.

 

Dazu wurde noch mein Laufstil gefilmt und analysiert. Auch hier erkannte TK Optimierungsmöglichkeiten und erläuterte mir diese.

 

Als erstes Zwischenziel bis zum großen Traum, dem Marathon in New York am 3. November 2013, wurde der Halbmarathon in Freiburg am 7. April festgelegt. Aus dem Ergebnis des Leistungstestes folgte, dass ich erst einmal meine Grundlagen ausbauen müsse. Diesen Inhalt hatten dann auch die ersten Trainingspläne, die ich kurz nach dem Test erhielt. Läufe zwischen 45 und 120 Minuten in einem Pulsbereich zwischen 117 und 128 waren angesagt. Erst einmal keine Vorgabe mehr, wie weit oder wie schnell ich laufen sollte.

 

Ich begann, nach dem Trainingsplan zu laufen. Vor dem ersten Lauf habe ich erst einmal die Anzeige der Pulsuhr geändert. Statt Tempo, Puls und Distanz wird jetzt der Puls, die gelaufene Gesamtzeit und die gelaufene Distanz angezeigt. Ich laufe nur noch nach Puls und die vorgegebene Zeit halte ich strikt ein. Und siehe da, die Verbesserung ist fix da. Bei gleicher Strecke und identischem Durchschnittspuls ist das Tempo innert zwei Wochen bei dem geringen Puls schon um 25 Sekunden / Kilometer schneller geworden. Ich habe das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein!

 

 

Fazit zu dem ersten Trainingsblock

 

Die ersten vier Wochen und damit der erste Trainingsblock sind zwischenzeitlich vorbei. Leider konnte ich die letzte Einheit mit dem langen, langsamen Lauf nicht absolvieren. Wegen leichtem Fieber und dazu noch einer Erkältung durfte ich nicht laufen.

 

Die Entwicklung der Zeiten ging nicht mehr so voran wie in den ersten beiden Wochen. Dennoch bin ich nicht unzufrieden, wie es gelaufen ist. Ich sollte mitunter welliges Terrain laufen, Steigungen von 5-8 % bei gleichem Tempo wie im Flachen für 30-40 Sekunden laufen. Da geht der Puls automatisch hoch. Versuche ich dann, den Puls wieder in den vorgegebenen Bereich zu bekommen, muss ich eben langsam laufen. Das wirkt sich dann auch auf die Gesamtzeit aus. Dazu habe ich einen Großteil meiner Einheiten statt am Abend am frühen Morgen absolviert. Als ausgewiesener Morgenmuffel fällt da die Umstellung schwer.

 

Die Reise nach New York zum Marathon incl. Startplatz ist zwischenzeitlich auch gebucht. Ich freue mich schon riesig auf das Erlebnis, habe aber auch Respekt vor der Aufgabe. Jetzt heißt es trainieren und gezielt darauf vorzubereiten.

 

 

Der zweite Trainingsblock

 

Heute habe ich meinen zweiten Trainingsblock abgeschlossen. Es war ein Auf und Ab.

 

Zu Beginn war ich für mehrere Tage außer Gefecht gesetzt. Zu einer Erkältung kam noch Fieber dazu. Mein Vater ist Arzt und appellierte schon an meine Vernunft, nicht zu laufen. Er beschreibt mir in solchen Fällen immer das Szenario einer Herzmuskelentzündung mit dem Risiko, dass man plötzlich tot umfallen kann. TK blies „leider“ in das gleiche Horn. Mist, das war nun seit November das dritte Mal, dass ich mit dem Laufen aussetzen musste. Zumindest war ich dieses Mal dahingehend schon etwas beruhigter, als dass ich wusste, dass der Leistungsverlust nicht zu dramatisch ausfallen würde und dieser auch recht schnell wieder aufgeholt sein würde.


Es ging dann auch weiter. Zuerst sollte ich auf dem Crosstrainer im niedrigen Puls wieder 45 Minuten „laufen“. Dann wieder normales Laufen. Jetzt standen auch die ersten Tempoläufe auf dem Programm. Dass ich die letzten Wochen nur im niedrigen Puls und damit recht langsam unterwegs war habe ich da deutlich gemerkt. Kilometerzeiten, die ich sonst regelmäßig lief, waren jetzt richtig anstrengend. Ich habe hierzu dann auch mal mit TK telefoniert, da ich mir schon Sorgen machte, wie ich das Tempo dann ein paar Wochen später beim Halbmarathon in Freiburg über rund 21 km würde laufen sollen, wenn ich jetzt schon nach 1.000 m gefühlt am Limit war. Aber es wurde dann auch von Woche zu Woche besser. Zudem beruhigte mich TK, das dies schon werden würde und ganz normal so sei.

 

Dazu mache ich jetzt auch regelmäßig meine Gymnastik. Mindestens 3, wenn nicht 4 mal in der Woche. Verschiedene Übungen, die mir vorgegeben wurden. Insgesamt bin ich damit an die 45 Minuten beschäftigt.

 

Mein Gewicht habe ich damit nicht deutlich reduzieren können. Ich merke aber, dass meine Hosen immer schlechter sitzen. Zudem merkt mein Umfeld an, dass ich weiter schlanker geworden sei. Dennoch versuche ich nach Rücksprache mit TK meine Ernährung zu optimieren. So ganz gelingt mir das nicht. Aber ich versuche doch, einige Kohlenhydrat- und Zuckerbomben wegzulassen oder zu reduzieren.

 

Insgesamt habe ich das Gefühl, auf einem guten Weg zu sein. Mal schauen, wie dann der Halbmarathon in Freiburg laufen wird.

 

 

Der dritte Trainingsblock und der Halbmarathon in Freiburg

 

Heute fand der (Halb-)Marathon in Freiburg statt. Um es vorweg zu nehmen, es lief besser, als gedacht und gehofft. Ich bin mit 01:46:13 ins Ziel gekommen. Mein Lauf war relativ konstant und ich konnte das Tempo ziemlich gleichmäßig halten

(http://freiburg.r.mikatiming.de/2013/?content=detail&fpid=list&pid=list&idp=9999991020520900000DA2F5&lang=DE&event=H)

Ich bin selbst von mir überrascht.

 

All das, was TK mir prophezeit hatte, trat so ein. Ohne ihn hätte ich das aber auch nie und nimmer geschafft.

 

TK hatte anhand meiner 10-km-Zeit in Britzingen vom 31.12.2012 für mich Halbmarathon km-Zeiten von 5:10 min / km – 5:15 min / km geplant. Hoch gerechnet hätte dies eine Zeit von 1:49 Stunden bis 1:50 Stunden ergeben.

 

Die meisten Tempo-Intervalle sollte ich lt. Trainingsplan leicht langsamer als das Halbmarathontempo laufen. Nach der ersten Intervalleinheit war es für mich unvorstellbar, dass ich es schaffen würde, auch nur die leicht langsameren Zeiten beim Halbmarathon durchstehen zu können. Die Tempohärte wurde aber von Einheit zu Einheit besser, so dass ich die letzten langen Intervallläufe ohne Probleme in ca. 4:55 min / km – 5:00 min / km gelaufen bin.

 

In Absprache mit TK versuchte ich dann, den Halbmarathon etwas schneller anzugehen. Ich orientierte mich an den Pacemakern für eine Ziel-Zeit von 01:45 Stunden. Auch wenn ich es nicht schaffte, deren Tempo komplett zu folgen, war ich im Ergebnis dann doch knapp 2 ¾ Minuten schneller, als die noch vor ein paar Wochen für mich realistische Ziel-Zeit. O.K., ich war bei dem Lauf schon am Limit. Der letzte Anstieg über die Bahnlinie war hart. Ich hätte keinen Kilometer mehr laufen wollen und können. Aber ich habe es geschafft und ich hatte ja auch nur auf 21,1 km und nicht auf 42,2 km trainiert.

 

Der Weg, auf dem ich unterwegs bin, ist definitiv der richtige Weg.

 

Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so fit gefühlt wie derzeit. Mein Gewicht habe ich auch nochmal um 2 – 3 kg reduzieren können. Dies indem ich versuche, Kohlenhydrate so weit es geht zu vermeiden. Kaum noch Kartoffeln, Nudeln oder Reis zum Mittagessen. Und am Abend des Öfteren Quark. Kleine Änderungen, die aber offenbar wirken. Nur von meinem geliebten süßen Popcorn kann ich die Finger nicht so ganz lassen.

 

Hinzu kommt, dass ich mich auch selten in meinem Leben so ausgeglichen gefühlt habe wie derzeit. Schlechte Nachrichten im Privat- wie Berufsleben werfen mich weniger um. Ich spüre einfach eine größere innere Gelassenheit, die mich anders als früher damit umgehen lässt. Ich habe mit dem Laufen mein Ventil gefunden, das mich in eine bisher nie so wahrgenommene Balance bringt und das Selbstbewusstsein hebt. Dies umso mehr seit ich auch systematisch mit auf mich abgestimmten Trainingsplänen trainiere.

 

Zwischenzeitlich habe ich mich auch einmal komplett vom Hausarzt untersuchen lassen. Im Vergleich zum letzten Blutbild von vor drei Jahren sind die Werte sehr viel besser geworden. Dazu zeigte auch das Belastungs-EKG, dass die Fitness deutlich besser geworden ist.

 

Nach dem Zwischenziel Halbmarathon steht nun wieder das große Ziel, der New York Marathon im November, im Mittelpunkt des Trainings. Hierfür wird vermutlich meine Basis die nächsten Wochen und Monate mit langen langsamen Läufen weiter verbreitert werden. Wie drückte es TK sehr einprägsam für alle Einheiten außer den Tempoeinheiten aus:

 

„Der Puls bestimmt das Tempo und nicht das Tempo bestimmt den Puls.“

 

So muss das wohl sein und ich werde dies weiter verinnerlichen. Wieso sollte ich auch daran zweifeln? Die Vorbereitung auf den Halbmarathon war offenbar optimal und die Zeit besser als noch vor ein paar Wochen als realistisch angesehen. Wunderbar. Ich freue mich schon auf den nächsten Trainingsplan und will wieder loslaufen. Wenn es dazu endlich noch wärmer wird, umso besser!

 

 

Die Zeit nach dem Halbmarathon in Freiburg bis Anfang Juli

 

Seit dem Lauf in Freiburg Anfang April sind jetzt schon wieder 3 Monate vergangen. Der Trainingsinhalt veränderte sich so wie auch vorhergesagt. Die Grundlagen wurden mit Läufen im GA 1 Bereich gelegt. Erst in den letzten paar Wochen kamen Bergläufe hinzu, bei denen der Puls zwangsläufig ansteigt.

 

Die Übungen für Koordination und Kraft und Beine befolge ich so, wie diese mir empfohlen werden. Auch wenn es sicherlich etwas zeitraubend ist, hat mir das Erlebnis eines Bekannten, der eine Halbmarathonzeit von 1:40 h gelaufen ist und im Marathon dann jedes Mal deutlich an der Grenze von 4 h gescheitert ist, vor Augen geführt, wie wichtig diese Übungen sind. Er meinte, er habe zu wenig Krafttraining für die spezifischen Muskeln gemacht, was er in der zweiten Hälfte deutlich gemerkt habe.

 

Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass nach dem Lauf-ABC die Zeiten bei gleichem Puls merkbar besser sind als vorher. Offenbar bewirkt dies doch sogleich etwas. Also weiter machen damit, ich glaube dran!

 

Anstrengend aber wirksam auch die Bergläufe. Ich bin in einer Straße aufgewachsen, die am Berg liegt. Wie habe ich diesen Berg als Kind und Jugendlicher gehasst. Schnell war man ja mit dem Velo unten, aber danach wieder hoch? Oh nein. Nach der Schule im Sommer mit Schulranzen. Einfach nur nervig.

Nun habe ich einmal die Woche die Aufgabe, Bergläufe zu machen. Zuerst 5 * 2 min. Dann 5 * 3, gesteigert auf 4 * 4 min etc. Mein „Heimatberg“ eignet sich für diese Läufe ideal. Also renne ich jetzt mehrmals hintereinander diesen Berg, den ich früher so hasste, freiwillig hinauf. Auch wenn es schon anstrengend ist, so macht es doch ungemein Spaß. Wie sich die Zeiten im Leben doch ändern… Es wirkt auch. Von Einheit zu Einheit komme ich besser hinauf.

 

Am letzten Wochenende fand in Freiburg das 24 h Rennen im Weststadion am Seepark statt. Für das Team von Leistungsdiagnostik.de bin ich auch mitgelaufen. Wir bildeten immer stundenweise ein Team von 4 – 6 Leuten, die abwechselnd eine Runde auf der 400 m Bahn liefen. Ich dachte mir, dass dies schon nicht so anstrengend werden würde. Ich plante für mich die 400 m in einer Zeit zwischen 1:45 – 2:00 min zu laufen. Die Ziel Zeit sollte für alle aber wenn möglich 1:30 min oder schneller pro Runde sein. Wenn mir das einer vorher gesagt hätte, dass auch ich dazu in der Lage sein würde hätte ich es nicht geglaubt.

Aber welch Wunder, es ging. Ich lief insgesamt 3 * 1 Stunde abwechselnd mit. Ich lief durchweg Zeiten zwischen 1:22 min und 1:30 min. Noch vor einem Jahr wäre dies unvorstellbar gewesen, dass ich überhaupt eine Runde rennend geschafft hätte, von der Zeit mal ganz zu schweigen. Aber der Mensch wächst mit seinen Aufgaben.

Es war schon hart und nach jedem Lauf habe ich deutlich gepumpt. Aber was soll´s. Es hat riesigen Spaß gemacht. Auch wenn man alleine laufen muss, so hatte man doch ein richtiges Mannschaftsgefühl. Man feuerte sich gegenseitig an und ich verstand mich mit allen gleich recht gut, auch wenn ich zuvor nur TK kannte. Ich durfte also auch einen kleinen Beitrag leisten, dass wir als Team das 24 Stunden Rennen noch dazu gewonnen haben.

 

So langsam kommt nun auch der Marathon in New York näher. Noch rund 120 Tage, dann ist es soweit. Ende Juli mache ich noch einmal eine Leistungsanalyse, um zu sehen, was das Training seit Januar unter TK´s Anleitung nicht nur gefühlt, sondern tatsächlich gebracht hat. Zudem sollen meine Pulsbereiche, in denen ich laufen soll, gemessen und ggf. neu definiert werden.

 

Als Vorbereitung auf New York werde ich noch den Halbmarathon in München im Oktober laufen. Sicherlich wird auch dies, da wir mit einer Gruppe aus Freiburg anreisen, ein tolles Erlebnis werden.

 

Ich bin auf alles gespannt und freue mich einfach auf die nächsten Wochen und Monate. Ich trainiere derzeit fünf Mal die Woche und es macht immer noch riesigen Spaß. Mir fehlt schon was, wenn ich einmal einen Tag nicht raus kann, egal ob es nun regnet oder die Sonne mit 30 C scheint.

 

 

Nachwirkungen des 24 h-Laufes und die zweite Leistungsdiagnostik

 

Das 24 h Rennen in Freiburg hatte dann doch noch seine Nachwirkungen bei mir. Zwei Tage nach dem Rennen standen bei mir mehrere kurze Steigerungsläufe von 80 m auf dem Plan. Ich versuchte zweimal, die Steigerungsläufe anzugehen, habe aber jedes Mal abbrechen müssen. In den Oberschenkeln spürte ich ein starkes Ziehen, insbesondere im linken Oberschenkel. Ich hatte Angst, mir eine Zerrung oder einen Muskelfaserriss zu holen. Es dauerte dann eine ganze Woche, bis ich wieder ohne Probleme mein Programm durchziehen konnte. Mein Körper ist die Belastung der schnellen Läufe auf der 400m-Bahn einfach nicht gewöhnt gewesen. Noch dazu wird die Hälfte jeder Runde eine Linkskurve gelaufen, deshalb auch die stärkere Nachwirkung am linken Oberschenkel. Mal schauen, ob ich nächstes Jahr die gleichen Probleme nach dem 24h Rennen haben werde ;-)

 

Zwischenzeitlich habe ich auch meine zweite Leistungsdiagnostik bei TK absolviert. Das Ergebnis war super und gibt weiteren Schub, den ich eigentlich nicht brauche. Der sog. GA2-Bereich wurde um satte 10 Pulsschläge / Minute erhöht. Das lange Ausdauertraining zeigt deutlich seine Wirkung. Ich bin auf einem sehr guten Weg, den Marathon zu schaffen. Ok, ich habe zwischenzeitlich nicht nur das Ziel, zu finishen, sondern auch eine Ziel-Zeit im Kopf. Die muss ich hier aber nicht verraten. Aber auch hier scheine ich lt. TK auf einem guten Weg zu sein.

 

Die langen Läufe werden mittlerweile deutlich länger. Bergläufe stehen auch immer wieder auf dem Programm. Ich wundere mich immer wieder über mich selber, was ich jetzt alles schaffe. Ein Lauf von 2 ¾ Stunden am Morgen ohne vorheriges Frühstück und ohne während des Laufes ein Gel zu gebrauchen. Kein Muskelkater oder schwere Beine am nächsten Morgen. Das Training von TK wirkt einfach.

 

Gut komme ich auch mit der zwischenzeitlichen Hitze klar. Bei Läufen über einer Stunde ist ein Trinkrucksack mit 2 Liter dabei. Zudem laufe ich vorzugsweise morgens, wenn es noch kühler ist. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass ich zwischenzeitlich bei Läufen am Morgen gefühlt fitter bin als wenn ich am Abend laufe. Das war am Anfang gerade umgekehrt, kann aber nicht schaden, denn ein Marathon wird in der Regel ja auch morgens und nicht am Nachmittag oder Abend gelaufen.

 

Der Marathon in New York rückt jetzt immer näher. Keine drei Monate mehr, dann ist es soweit. Ich freue mich immer mehr. Das geht soweit, dass ich schon weiß, was ich bei dem Lauf tragen werde. Ich hatte immer zwei Alternativen im Kopf. Entweder wollte ich als großer Fußballfan und speziell der deutschen Nationalmannschaft mit dem neuen Deutschland-Trikot für die WM 2014 laufen. Das Trikot von 2012 ist mir zwischenzeitlich zu groß und noch dazu haben wir mit diesem gegen Italien im Halbfinale verloren. Schlechtes Omen, scheidet also aus. Meine Versuche, das 2014-Trikot vor dem offiziellen Verkaufsstart Ende November zu bekommen scheiterten. Alternative zwei war immer, im FC Basel-Trikot zu laufen. Das normale Trikot, das es zu kaufen gibt, wollte ich so nicht wegen des Sponsorenaufdruckes auf den Ärmeln. Ich habe versucht, über meinen Bekannten Marco Streller, dem Kapitän des FC Basel, ein Trikot ohne diesen Aufdruck im Fanshop kaufen zu können. Brauchte ich aber nicht. Ich bekam extra für den Marathon sein Trikot, das er im CL-Qualifikationsspiel gegen Tel Aviv getragen hat nach dem Spiel geschenkt. Auch dies ist wieder ein weiterer Motivationskick für das Training und den Marathon am 03.11. Ich will ja den FC Basel und auch meinen Bekannten, dessen Namen schließlich hinten auf dem Trikot steht, nicht blamieren. Zudem empfinde ich es als Ehre, dass ich sein Trikot die 42 km durch New York tragen darf. Ein Deutscher mit einem Schweizer Trikot in den USA – das ist doch schon mal verbindend.

 

Ein weiterer Trainingsblock ist zu Ende – noch 70 Tage bis New York

 

Heute habe ich einen weiteren Trainingsblock abgeschlossen. Bis zu dem langen Lauf von 3 h lief alles sehr gut, womöglich sogar zu gut. Die Zeiten bei den Long Runs wurden besser, auch wenn der Puls aufgrund der hohen Temperaturen etwas höher ging. Am Ende eines Laufes hatte ich bis dahin nie das Gefühl, fertig oder froh über das Ende des Laufes zu sein. Eigentlich hätte ich immer noch gefühlte Reserven für mindestens eine weitere halbe Stunde gehabt. Ich war aber immer so vernünftig, dies nicht auszuprobieren und habe mich an die Trainingsvorgaben von TK gehalten.

 

Beim 3 h Lauf letzten Sonntag war dann aber plötzlich alles anders.

Ich hatte mich tagelang auf den Lauf gefreut. Endlich einmal eine für mich neue Schallgrenze durchbrechen und 3 h am Stück laufen. Ich hatte keine Angst davor. War ich doch die Woche davor schon 2 ¾ h ohne Probleme gelaufen und hätte auch noch weiterlaufen können.

Schon nach 10 – 15 Minuten merkte ich aber, dass es nicht mein Tag werden würde. Der Puls stieg an und ich bekam diesen nicht mehr nach unten gedrückt. Ich begann entgegen den sonstigen Läufen früher zu trinken, obwohl es nicht wärmer oder schwüler als sonst war. Nach ca. 30 min machte ich die erste kurze Pause, in der Hoffnung, dass der Puls dann etwas zur Ruhe kommen würde. Es war das erste Mal, dass ich seit Januar, als meine Zusammenarbeit mit TK begann, nicht komplett durchgelaufen bin.

Ich kämpfte mich weiter durch und schaffte es auch bis zur „Wendemarke“ nach 1,5 h in Maulburg. Kurz danach dann an einem weiteren Brunnen die nächste Pause. Das erste Mal habe ich eines der zur Sicherheit mitgeführten Gels gegessen. Aber auch das half nichts, wie ich beim Weiterlaufen feststellen musste. Eigentlich sollte ich unterer GA1 Bereich laufen. Ich war aber zwischenzeitlich im mittleren GA2 Bereich angekommen!
Ich quälte mich weiter, bis ich einfach nicht mehr konnte. Ich hatte Angst, zusammen zu klappen und alles kaputt zu machen, was ich seit letztem Jahr aufgebaut hatte. Ich rief meinen Vater an, der mich abholen und nach Hause bringen musste. Es war der frustrierenste Lauf seit ich mit TK zusammenarbeite. Ich war sauer auf mich und hatte Angst, dass mit mir irgendwas nicht stimmen würde. Noch dazu der Gedanke, dass mir die verpassten Kilometer am 03.11. fehlen würden. Zumal ich verinnerlicht habe, dass die langen langsamen Läufe einfach ungemein wichtig sind und die Basis für ein Bestehen eines Marathons sind.

 

Im Nachhinein war die Erfahrung aber wohl ganz gut, damit ich merkte, dass auch mir Grenzen gesteckt sind und ich analysieren konnte, woran es liegen würde.

Offenbar hatte ich die Nächte vorher schlecht und zu wenig geschlafen. Ich führte das im Wesentlichen auf meinen Konsum an Cola Zero zurück. Ich trank zwischenzeitlich sicher mehr als 2 Liter / Tag davon. Also habe ich die Menge wieder reduziert und versuche nun, wieder früher zu Bett zu gehen.

Am Montag nach dem abgebrochenen Lauf hatte ich mit TK telefoniert, der mir auch einige Sorgen nahm. Ich sollte einfach mal die nächsten Läufe nach Plan absolvieren und wenn dann immer noch etwas nicht stimmen würde, müsste der Plan angepasst werden.

 

Die nächsten Einheiten liefen dann aber alle wieder ganz normal ab. Auch das Fahrtenspiel, das jetzt wieder auf dem Programm stand, klappte sehr gut. Ich lief jeweils 5 min im oberen GA2 Bereich und schaffte immer mehr als 1 km. Dies ohne dass ich gefühlt an meine Grenzen gegangen bin. Kein Vergleich zu den Tempoeinheiten vor dem Halbmarathon im Februar / März.

 

Heute habe ich dann auch meinen neuen Trainingsplan bekommen. Noch 70 Tage bis New York. Jetzt kommen mehr Tempointervalle ins Programm. Nachdem ich aber das Fahrtenspiel gut geschafft habe wird dies wohl auch bei diesen Läufen so sein.

 

Noch sieben Wochen bis New York

 

Heute in 7 Wochen fliege ich von Frankfurt aus nach New York. Das große Ziel kommt also immer näher. Und je näher das Ziel rückt, desto weniger darf jetzt noch eine Verletzung oder Störung im Trainingsbetrieb dazu kommen – diese Woche war es gefühlt soweit.

 

Vergangenen Sonntag (08.09.2013) hatte ich noch einen langen Dauerlauf über 2 ¾ Stunden absolviert. Ich schaffte in der Zeit etwas mehr als 26 km. Ok, der Puls war etwas zu hoch, aber mit zunehmender Dauer wird das Blut dicker, wie ich zwischenzeitlich weiß und dann geht der Puls automatisch etwas hoch. Also alles normal und gut gelaufen.

 

Am nächsten Morgen stand dann ein Lauf über 80 Minuten auf dem Plan. Ich lief im unteren GA1 Bereich, obwohl ich im mittleren hätte laufen sollen. Ehrlich gesagt hätte ich dies auch nicht geschafft. Von den kurzen Steigerungen à 80 m ganz zu schweigen. Ich schaffte zwar die Gesamtdistanz, aber mehr auch nicht. Es ging einfach nicht, ich war platt, schaffte aber dennoch 13 km. Innerhalb von weniger als 24 Stunden bin ich also um die 39 km gelaufen. In einer normalen Trainingswoche wohlgemerkt, die mit Intervalltraining und Tempodauerlauf gespickt war. Meine Reserven waren offenbar aufgebraucht.

 

TK änderte meinen Trainingsplan daraufhin sofort. Es wurde umgehend ein trainingsfreier Tag eingebaut und die restlichen Einheiten unter der Woche wurden um einen Tag nach hinten geschoben.

 

Das heutige Intervalltraining (6 * 1.000 m im oberen GA2 / WSA Bereich) schaffte ich dann aber wieder. Es war zwar hart, aber das muss ein Intervalltraining ja auch sein. Ich lief Zeiten, die schneller waren als die geplanten km-Zeiten für den Halbmarathon in München, geschweige denn als die geplanten Zeiten für den Marathon.

 

Was mir aber mehr Sorgen als der eine unbefriedigende Lauf am Montag bereitete waren starke Rückenschmerzen. Diese hatte ich zwar immer mal wieder, aber am nächsten Morgen war wieder alles in Ordnung. Nur dieses Mal waren die Schmerzen anders, stärker und damit auch beunruhigender.

 

Die Eigentherapie bestand darin, dass ich mich in die warme Badewanne legte und danach über Nacht die Stelle dick mit Voltaren einschmierte und mit Haushaltsfolie abdeckte. Es wurde zwar besser, aber weg war es nicht.

 

Mein Bekannter Dirk, der Osteopath und Physiotherapeut bei den Profis des FC Basel ist, nahm sich meiner dann aber heute an. Insgesamt 1 ½ Stunden behandelte Dirk mich in den Katakomben des St. Jakob Parks, dort wo sonst auch die Profis behandelt werden. Er bewirkte für mich ein Wunder!

 

Das linke Bein stand deutlich höher als das rechte Bein. Kein Wunder also, dass ich auf der linken Seite starke Schmerzen hatte.

 

Mehrere Muskeln im Rücken waren darüber hinaus noch zu. Mit den Händen / Fingern konnten diese nicht gelöst werden. Er musste jeweils mittels einer Nadel die Verkrampfungen lösen. Abschließend noch Magnetresonanztherapie auf beiden Seiten.

 

In der kommenden Woche darf ich noch einmal zur Behandlung, damit ich keinen Rückfall erleide.

 

Ein Spezialist, dem ein Profiverein seine Spieler anvertraut. Der Nationalspieler behandelt und auch schon einen späteren Champions League Sieger fit gemacht hat nimmt sich mir als Hobbyläufer an. Ich weiß, welch Glück das ist und weiß dies sehr zu schätzen.

 

Und die Sorge, dass mein Rücken mir meinen Traum des Zieleinlaufes im Central Park am 3. November kaputt machen würde, hat Dirk mir auch genommen. Es sei nichts eingeklemmt und wir bekommen das hin, so Dirk. Auch er wird also seinen großen Anteil daran haben, wenn ich es schaffen werde!

 

Von dem Lauf am Montag abgesehen läuft soweit alles nach Plan. Die Zeiten sind gut und bis auf die Rückenschmerzen, die ich an dieser Stelle schon seit Jahren immer mal wieder habe, also nicht originär vom Laufen kommen, habe ich keine Probleme, das gesteigerte Pensum zu laufen. TK sagte mal zu mir, dass die Früchte nun schon am Baum hängen würden, aber noch reifen müssten. Ich bin optimistisch, dass die Ernte dann am 3. November süß schmecken wird!

 

An dieser Stelle schon einmal vielen Dank an Dirk für seine Behandlung und Thomas für die perfekte Trainingsbegleitung und die spontane Planänderung diese Woche, als dies notwendig wurde! Ich weiß dies alles sehr zu schätzen, bin mir bewusst, welch Privileg dies ist und empfinde es keineswegs als selbstverständlich!

 

 

Der Halbmarathon in München und das intensivierte Training – noch 14 Tage bis zum Abflug

 

 

Am vergangenen Sonntag lief ich in München den Halbmarathon zur Vorbereitung auf New York. Es war ein schönes Erlebnis, einmal in einer Gruppe unterwegs und am Start zu sein, wo ich doch sonst immer für mich alleine trainiere.

 

Das Training in den letzten Wochen wurde intensiver. Pro Woche standen zwei Tempoeinheiten an und bei den langen Läufen am Wochenende war mitunter Endbeschleunigung angesagt. Eine Intervalleinheit führte mich an meine Grenzen. Die Aufgabe bestand darin, 30 * 400 m zu laufen. Jeweils im wechselnden Tempo. Da ich nicht alle 400 m auf die GPS Anzeige der Uhr schauen wollte und die 400 m Bahn bei uns noch repariert wird entschied ich mich dazu, die Einheit auf der „Bahn“ zu laufen, auf der wir als Schüler bis zum Bau eines Schulsportplatzes unsere 1.000 m Läufe absolvieren mussten. Auf einer kreisrunden Schotterbahn von 200 m Länge. Ich bin also 60 Runden hintereinander gelaufen. Das werde ich nie wieder machen. Es hat mich, vor allem mental, einfach fertig gemacht. Dies ging soweit, dass ich viermal (!!!) die Einheit kurz unterbrochen habe. Ich habe das Tempo einfach nicht in den Griff bekommen. Na ja, die nächste Intervalleinheit am heutigen Tag, 14 * 1.000 m in wechselndem Tempo (etwas schneller als Marathontempo und dann wieder Marathontempo) lief eigentlich ganz gut. Anstrengend, aber ich habe es gut geschafft, ohne dass ich danach zu fertig war.

 

Dazwischen am letzten Sonntag noch der Halbmarathon in München. Die Zeit war eigentlich ganz ok. Meine Zeit vom Halbmarathon in Freiburg habe ich um 3:20 min verbessert. Mein Gefühl dazu ist aber dennoch gespalten. Klar, eine Verbesserung um 3:20 min aus dem vollen Training heraus, ohne zu tapern. Noch dazu habe ich mir immer auch eingehämmert, dass ich nicht alles raushauen darf, da ich drei Wochen später noch das große Rennen laufen muss / will. Aber dennoch bin ich so gelaufen, dass ich einmal ganz kurz 10 m gegangen bin. Daran knabbert mein Ego auch noch 4 Tage später ;-). Das Erlebnis, in das Olympiastadion einzulaufen war aber schon sehr besonders. Das Stadion, in dem 1972 Olympische Spiele stattfanden. 1974 Deutschland Weltmeister wurde. „Meine“ Bayern jahrelang spielten und unvergessene Spiele austrugen. Die Idole meiner Kindheit auf dem Platz standen.

Während des Laufes wurde ich auch mit Widrigkeiten konfrontiert, die immer wieder vorkommen können. Ich hatte das erste Mal in diesem Jahr beim Laufen Seitenstechen. Ich habe versucht, das zu ignorieren. Bin einfach weitergelaufen und habe versucht, tiefer zu atmen. Dann ging es auch wieder weg. Dazu hat noch mein linkes Bein nach ca. 7 km für 2 – 3 km gekribbelt. Auch da bin ich einfach weitergelaufen und habe weitergekämpft, bis es wieder weg war.

 

Ich bin also jetzt in meiner letzten Phase und auf einem guten Weg. Die Demut und der Respekt vor den 42,2 km werden aber täglich größer. Parallel dazu aber auch die Vorfreude. Ich zähle mindestens die Tage, mitunter auch die Stunden, bis es endlich losgeht. Ich muss nur meinen Ehrgeiz bzgl. der Zeit zügeln. Einfach locker angehen, laufen und schauen, was rauskommt. Aber so ganz gelingt mir das leider nicht....

 

24.10.2013 – in einer Woche fliege ich nach NYC

 

Heute in einer Woche fliege ich nach NYC. Gestern hätte ich meine letzte harte Einheit laufen sollen... 3 * 5.000 m mit jeweils 600 m Trab standen auf dem Programm. Leider musste ich die Einheit sausen lassen. Es war das erste Training seit April, das ich nicht absolvieren konnte. Damals war ich erkältet.

 

Dieses mal tat mir unerklärlicherweise mein linker Oberschenkel im hinteren, inneren Seitenbereich weh. Zuerst dachte ich, dass es nur ein Muskelkater sei, auch wenn mir das schon komisch vorkam. Vergangenen Sonntag lief ich meinen letzten langen Lauf. Drei Stunden und davon die letzten 40 Minuten Endbeschleunigung auf das Marathontempo. War hart und anstrengend, ich habe das aber ohne Probleme geschafft. Insgesamt bin ich über 30 km gelaufen. Am nächsten Morgen dann ohne Muskelkater oder schwere Beine aufgewacht, so dass die nächsten 45 Minuten lockeres Laufen am Abend kein Problem waren. Und dann spürte ich den ganzen nächsten Tag meinen Oberschenkel. Komisch, eigentlich hätte es sich doch schon am Montag so anfühlen müssen, als ob ich einen Muskelkater habe und nicht nach überschaubaren 45 Minuten?


Auch am Mittwoch war der Druck / das Ziehen immer noch zu spüren. Konnte also kein Muskelkater sein. In Absprache mit TK und Dirk habe ich die Einheit vorsichtshalber ausfallen lassen. Dirk beruhigte mich schon einmal und meinte, dass dies nichts Schlimmes sei. Heute schaute er sich den Oberschenkel dann aber noch einmal an.

 

Er fühlte, so habe ich das jedenfalls verstanden, dass ein Muskel verzwirbelt sei. Das sei kein Problem, er würde das hinbekommen meinte er nur. Das beruhigte. Aber dann gingen die Schmerzen erst los. Er behandelte mich ca. 45 Minuten. Es tat mitunter höllisch weh. Dabei meinte er noch, dass er mich sanfter behandeln würde als sonst seine Spieler. Wer immer behauptet, dass Fußballer Weicheier seien, hat keine Ahnung. Wenn die Jungs das öfters aushalten müssen, kann man nur den Hut davor ziehen.

 

Abschließend tapte Dirk mir das Bein noch mit Kinesio Tape. Der Oberschenkel hielt auch wieder und machte ein Training mit.

 

In Absprache mit TK durfte ich nämlich wieder laufen. Die Tempoeinheit vom Vortag wurde, da nun jeder Tag auf dem Weg nach NYC zählt, abgeändert. Statt 3 * 5.000 m im Marathontempo sollte ich nun 3.000 m, dann 4.000 m und abschließend 5.000 m im Marathontempo laufen. Der Oberschenkel hielt. Die Stelle, die vorher Probleme bereitete, war völlig in Ordnung und schmerzfrei. Dafür spürte ich deutlich, dass Dirk auch die Umgebung bis hinunter zu der Kniekehle behandelt hatte... Aber so muss das wohl sein ;-)

 

Ich bin mir mal wieder darüber klar geworden, welch Glück ich habe, mit TK und Dirk so zwei Spezialisten an meiner Seite zu haben, die mir immer mit Rat und Tat zur Seite stehen. Nicht jeder kann sich so glücklich schätzen. Ich bin beiden extrem dankbar dafür!

 

Gleichzeitig steigt aber auch die Anspannung vor der Reise. Auch wenn ich nun schon zum 14. Mal in die USA und nach NYC komme, so ist diese Reise doch etwas ganz besonderes. Ich freue mich immer mehr, doch gleichzeitig steigt der Respekt vor der Aufgabe auch immer mehr an. Ich bin gespannt, was ich erleben werde und wie es mir ergehen wird. Eines weiß ich aber auf jeden Fall: Eine bessere Betreuung als ich durch TK und Dirk kann man nicht haben!

 

31.10.2013 – die Anreise nach New York

 

Heute ging es endlich richtig los und ich bin nach NYC geflogen. Der Flug war kein Problem, alles gut verlaufen. Auch die Immigration habe ich gut hinter mich gebracht, auch wenn dies jedes Mal ein Geduldsspiel ist.

 

Der Flug ging um ca. 11 Uhr von Frankfurt. Zwar hätte ich es mit dem ersten ICE von Basel laut Plan rechtzeitig nach Frankfurt geschafft. Mir war das aber alles zu unsicher und auch zu früh. Der Zug wäre gegen 5.30 Uhr am Morgen abgefahren. Das war mir zu früh, zumal ich auch sicherstellen wollte, genügend Schlaf vor dem Lauf am Sonntag zu haben. So bin ich schon am Vortag nach Frankfurt gefahren und habe am Flughafen in einem Hotel übernachtet.

 

Ebenfalls abgeschlossen waren zu diesem Zeitpunkt schon die Vorbereitungen mit Dirk. Er behandelte mich noch mal am Rücken und meinem Oberschenkel. Zudem tapte er die Stellen mit Kinesio-tape.

 

So konnte ich beruhigt in den Flieger steigen und davon ausgehen, dass alle Vorbereitungen abgeschlossen waren.

 

01.11.2013 – Abholung der Startunterlagen

 

Die erste „Amtshandlung“ in NYC war die Abholung der Startunterlagen auf der Marathonmesse. Hier zeigten sich schon zwei Dinge, die ich in den kommenden Tagen vermutlich immer wieder erleben werde:

Das Thema Sicherheit wurde sehr groß geschrieben und die Organisation war perfekt.

 

Bereits am Eingang wurden unsere Taschen und Rücksäcke durchsucht. Zudem war Sicherheitspersonal überall sichtbar.

 

Die Startunterlagen waren bereits fertig für jeden Läufer gerichtet, so dass man diese in seinem Nummernbereich abzuholen hatte. Ein Teilnehmershirt bekam man dazu. Auch wenn ich vorab gelesen hatte, dass die Standardgrößen schnell vergriffen wären, hatte ich noch freie Auswahl.

 

Die Marathonmesse bestand im Wesentlichen aus einer großen Fläche von asics. Dazu noch andere Aussteller, aber in der Anzahl auch nicht wirklich mehr als bei Marathonmessen in Deutschland.

 

Am Nachmittag dann noch eine Infoveranstaltung meines Veranstalters Dertour. Thomas Wessinghage und Jörg Bunert haben gesprochen. Die Ratschläge, die die beiden bzgl. Verpflegung und Strecke gegeben haben sind in meinem Kopf gespeichert und ich werde versuchen, diese umzusetzen.

 

 

02.11.2013 – Trainingslauf im Central Park

 

Heute stand der letzte kurze Trainingslauf von 30 Minuten auf  dem Programm. Auch wenn mein Hotel einige Blocks vom Central Park entfernt war ließ ich es mir nicht nehmen, den Lauf dort zu absolvieren. Die Sonne schien, es war schön warm.

 

Ich musste mich mehrmals kneifen, ob es wahr ist, dass ich hier in diesem Park laufen darf. Herrlich. Das Laub der Bäume schön eingefärbt. Ein Teil der Straßen, die durch den Park führen schon für den Marathon abgesperrt. Den Zielbereich habe ich auch schon gesehen und davon geträumt, wie ich mich morgen fühlen werde, wenn ich dort durchlaufe.

 

Am Liebsten wäre ich sofort zur Startlinie gefahren und losgelaufen. Ich kann es kaum noch erwarten.

 

Am Nachmittag habe ich noch Freunde aus Philadelphia getroffen, die ich seit 25 Jahren kenne. Wunderbar, meinen Besuch in NYC zum Marathon damit verbinden zu können. Auch wenn ich bisher nicht wirklich nervös bin, so war es doch auch eine schöne Ablenkung.

 

Meine Ausrüstung für morgen ist zwischenzeitlich auch gerichtet. Die Startnummer am Trikot. Die Kleidung zurecht gelegt. Das Pflaster für die Brustwarzen ebenso wie die Vaseline bereit gelegt, damit ich diese nicht vergesse.

 

Es kann endlich losgehen, ich freue mich. Der Tag, von dem ich schon so lange träumte und der dann seit letztem Jahr überhaupt mal in Reichweite kam, steht kurz bevor.

 

03.11.2013 – Ich bin ein Finisher!

 

So, zurück im Hotel und meine ersten Gedanken aufschreiben...

 

Ich habe es geschafft. Ich bin meinen ersten Marathon gelaufen und habe gefinisht. Während ich diese Zeilen schreibe bin ich noch immer ganz überwältigt. Seitdem ich über die Ziellinie gelaufen bin habe ich ganz nah am Wasser gebaut. Die eine oder andere Träne der Rührung, Befreiung, Erleichterung und des Stolzes ist auch schon geflossen. Es ist einfach unbeschreiblich.

 

Ach ja, ich habe die Ziellinie mit 3:56:32 überquert. Mein Ziel, meinen ersten Marathon unter 4 h zu laufen habe ich geschafft! DANKE Thomas Klingenberger schon einmal an dieser Stelle dafür.

 

Wie lief der Lauf und der Tag für mich?

 

Ich habe normal geschlafen und bin ganz ruhig aufgewacht. Ich kenne dieses Muster von mir von meinen Jura- und Steuerberaterexamina. Auch dort war ich die Tage und Wochen vorher recht nervös, wachte morgens schon ab und an mit Herzklopfen auf. So auch im Zuge der Marathonvorbereitung. Aber heute war ich ruhig. Konzentriert, aber nicht angespannt. Ich habe mein normales Programm abgespult – Brustwarzen abkleben, Vaseline an verschiedenen Stellen aufbringen, Brustgurt anlegen etc.

 

Die Busse fuhren pünktlich um 6 Uhr zum Startbereich ab. Schon beim kurzen Weg aus dem Hotel in den Bus merkte man, wie es, wie von dem Meteorologen vorhergesagt, über Nacht kalt geworden war. Dazu noch ein starker Wind, den ich auch später noch deutlich zu spüren bekommen sollte.

 

Bevor wir in die Wartebereiche eingelassen wurden waren erst einmal wieder Kontrollen angesagt. Das mitgebrachte Gepäck wurde kurz geprüft. Zudem wurden wir mit Detektoren gescannt. Dies alles ging aber recht schnell vonstatten und hielt nicht auf.

 

Da ich in der ersten von 4 Startwellen war ging die Zeit bis zum Start auch recht schnell vorüber. Zum Glück, denn es blies ein sehr kalter Wind vom Meer her. Ich hatte eine alte Laufhose vom Discounter dabei, die mir eh nie richtig passte. Dazu noch eine Laufjacke mit Kapuze und einen Plastiküberhang von Dertour. So fror ich nicht zu sehr.

 

Dann ging es in einen Wartebereich für jede Startwelle. Immer wieder Durchsagen, was wann passieren würde und wie man sich zu verhalten habe. Dies auch auf Deutsch.

 

Zu diesem Zeitpunkt, ca. eine bis eine ¾ h vor dem Start hielt ich mich an den Rat von TK, nichts mehr zu trinken, um nicht unterwegs eine Pinkelpause machen zu müssen – die dann aber nach ca. 1:30 h doch sein musste.

 

Aus dem Vorstart wurden wir dann zum eigentlichen Startbereich geleitet. Ich entledigte mich der Laufhose, der Kapuzenjacke und behielt nur noch eine Plastikjacke an. Ich startete mit Armstulpen und Handschuhen – was auch völlig richtig war. Auf der Brücke war es nämlich noch mal kälter.

 

Vor dem Start dann wie in den USA üblich die Nationalhymne. Und dann beim Start „New York New York“ von Frank Sinatra. Es ging endlich los!

 

Die Brücke war, auch wenn es wohl der höchste Punkt der Strecke war, nicht anstrengend. Ich hatte ein Sattellittensignal auf meiner Uhr und der erste Kilometer war leicht hinter der geplanten Durchschnittszeit / km. Da es bergauf ging passte dies aber ganz gut so, da der Puls entsprechend höher war. Bergab wurde ich dann immer schneller, fühlte mich aber richtig gut. Ich hatte das Gefühl zu schweben.

 

Nach ein paar Minuten wurde es mir dann auch endlich warm, so dass zuerst die Handschuhe und dann auch die Armstulpen daran glauben mussten.

 

Die Stimmung an der Strecke wurde auch immer besser. Überwältigend, was da los war. Einfach unglaublich! Ich saugte das einfach alles in mich auf und es trug mich auch. Wunderbar!

 

Die Stimmung an der Strecke wurde dann mal kurz unterbrochen. Im jüdischen Viertel von Brooklyn war nichts los. Von einem auf den anderen Meter aber wieder schreiende, anfeuernde Zuschauer. Sehr eindrücklich, dies so zu erleben.

 

Schon in Brooklyn hörte ich ab und an aufmunterte Worte „Go FC Basel“ – mitunter wurde das rot-blau aber auch mit dem FC Barcelona verwechselt und ich hörte „Go Barcelona“...

 

So ging Kilometer um Kilometer vorbei und ich fühlte mich super. Das änderte sich dann aber innerhalb weniger Meter. Ich spürte zuerst ein Ziehen an der Stelle des Überganges vom linken Unterbauch in das linke Bein. Gefühlt war da was eingeklemmt. Leider war es mit ignorieren und rauslaufen nicht getan. Ich musste damit klarkommen und kämpfen. Die Zeiten wurden schlechter. Zudem bremste uns alle ein mitunter starker Wind ein, der sich für mich manchmal wie eine Wand anfühlte. War ich zuerst auf Kurs einer Zeit um die 3:42h, so war ich mit fortdauerndem Rennen froh, die 4 h zu schaffen, die ich mir unbedingt vorgenommen hatte. Im Kopf schaltete ich immer mehr um und konzentrierte mich auf mich selber und strukturierte meine Gedanken. Ich nahm die Umgebung und die Zuschauer zwar noch wahr, aber es wurde weniger.

 

Ich funktionierte einfach wie eine Maschine und spulte mein Programm ab. Wasser an jeder Station aufnehmen. Ein Chia-Surge Gel alle 45Minuten. Das lief super. Ich lief bis zum Ende in keinen Hammer und hatte auch meinen Puls gut im Griff. Mit dem niedrigeren Tempo aufgrund des „klemmenden“ Beines ging der Puls auch auf ca. 142 Schläge / Minute zurück. Konditionell lief also alles gut. Die Brücken – insbesondere die Pukalski-Bridge und die Queensboro-Bridge lief ich dem Rat von Jörg Bunert folgend sehr defensiv. Aber ich lag ja eigentlich gut in der Zeit, um mein Ziel von unter 4 h zu erreichen.

 

Zudem hatte ich Halt und Motivation durch ein paar Stützen, die ich mir im Kopf baute.

 

Ich wusste, dass meine Freunde und Bekannten, speziell auch meine Eltern daheim vor dem PC sitzen würden und meine Zeiten verfolgen würden. Keiner sollte sich zu große Sorgen machen.

 

Ich wollte TK eine Zeit von unter 4 h liefern. Dieser Blog sollte doch nicht mit einer Enttäuschung enden.

 

Ich wollte Dirk nicht enttäuschen, der sich so für meinem Rücken und Oberschenkel engagiert hatte.

 

Ich wollte den Namen meines Freundes Marco und sein Trikot mit Würde durch NYC tragen.

 

All das hielt mich am Leben und half, den Schmerz so weit es geht zu unterdrücken und weiterzulaufen.

 

In Harlem meldete sich mein linkes Bein dann aber ein weiteres Mal. Ein leichter Krampf, der aber nach ca. 5 – 10 Sekunden Stehen wieder weg war. Ich nahm einen Magnesiumshot, den Dirk mir extra gegeben hatte. Zudem nahm ich dann noch mal, obwohl Thomas Wessinghage davon abgeraten hatte, da vorher noch nicht auf Verträglichkeit probiert, an der Getränkestation ein Schluck des Energiedrinks. Alles in der Hoffnung, wieder die nötigen Mineralien in die Muskeln meines linken Beines zu bekommen.

 

Ich lief danach wieder weiter und erreichte dann endlich den Central Park. Ich fühlte mich schon auf der sicheren Seite und dachte, jetzt könne eigentlich nichts mehr schief gehen. Nichts da. Der nächste Krampf, der mich zum Stehen bleiben zwang. Und dies nachdem ich die 40 km-Marke nach rund 3:40 h bereits passiert hatte. Ich konnte dann aber nach einer Minute wieder weiterlaufen.

 

Ich sah einen Läufer, der auf eine Ambulanztrage gehoben wurde und aus dessen Mundwinkel eine Flüssigkeit lief. Vermutlich ein epileptischer Anfall. Dann doch lieber Krämpfe dachte ich mir.

 

Ich verließ den Central Park noch einmal kurz, um am Plaza entlang auf die 59. Straße einzubiegen. Dann wieder in den Central Park. Dort lief gerade auf der großen Video-Wall ein Interview mit einem Top-Läufer. Und ich hatte nicht mehr viel zu laufen. Ich passierte die 400m und 200m-Marken, die auf dem Boden aufgemalt waren. Ich sah bereits den Zielbereich. Da erwischte mich der nächste und dieses Mal der stärkste Krampf. Ich musste also wirklich noch einmal für mehrere Minuten Stehen-Bleiben. Ich drückte und stretchte das Bein, bis es wieder einigermaßen ging.

 

Ich durchlief endlich das Ziel und hatte es geschafft!!! Auch wenn ich für die letzten beiden Kilometer ca. 16 (!!!) Minuten gebraucht hatte, war mir das in diesem Moment egal. Mein erster Marathon und das unter 4 h. Zudem auf einer Strecke, die allenthalben und das wohl nicht zu unrecht, als sehr schwer empfunden wird.

 

Das Gefühl dieser Minuten werde ich in meinem ganzen Leben nie wieder vergessen. Ich hatte etwas geschafft, das noch vor 1,5 Jahren unerreichbar schien. Das ich mir selber damals nie zugetraut hätte. Das mir wohl auch keiner, der mich kennt, bis dahin zugetraut hätte. Mir gingen die Bilder durch den Kopf, wie ich noch Ende Mai 2012 aussah, als ich mit dem Pokal des FC Basel oder zusammen mit Beni Huggel oder Pippi Streller zu sehen bin. Und wie ich jetzt mit 20 kg weniger in New York versucht habe, beim Zieleinlauf trotz der Krämpfe vor dem Ziel noch zu lachen und zu strahlen. Unbeschreiblich.

 

Mir kamen die Tränen. Den versprochenen Anruf bei meinen Eltern musste ich nach ein paar Sekunden abbrechen, da ich nicht sprechen konnte. TK konnte ich schon gar nicht anrufen.

 

Nach dem Lauf raus aus dem Zielbereich und den wärmenden Poncho in Empfang genommen. Der hat auch völlig gereicht und hat mich bis ins Hotel gut gewärmt, selbst wenn der Weg aufgrund der vielen Menschen und Umwege, die aufgrund der Sicherheitsmaßnahmen um den Zielbereich zu gehen war, länger als gedacht war.

 

In der Hotellobby dann endlich wieder Internet. Ich war überwältigt. Der Chat auf whatsApp der Klingenberger-Truppe zeigte 568 (!!!!) Nachrichten, die während meines Laufes ausgetauscht wurden.

 

Zudem viele SMS von Freunden, E-Mails, Nachrichten auf facebook. Ich war überwältigt und brauchte eine Stunde, um das alles zu lesen.

 

Wunderbar, auch dafür hat es sich gelohnt, das alles auf sich zu nehmen.

 

04.11.2013 – Der Tag danach

 

Heute früh bin ich gleich früh aufgestanden. Ich wollte doch unbedingt ein Exemplar der New York Times ergattern, in der alle Finisher bis zu einer Zeit von 5 h aufgelistet sein sollten.

 

Meine Beine fühlten sich eigentlich gut an. Bis auf die bewusste Stelle von gestern, die mir soviel Probleme bereitet hatte. Muskelkater Fehlanzeige.

 

Dennoch merke ich vom Organismus und der Müdigkeit her schon, was ich gestern hinter mich gebracht habe. Aber so muss das wohl auch sein. Mir kommt da immer der Spruch eines Zuschauers von gestern auf einem Plakat in den Sinn „If it would be easy I would do it“. ;-)

 

Bei aller Freude über das Erreichte kommt schon ab und an der Gedanke auf, was drin gelegen wäre, hätte das Bein nicht gezwickt, was vermutlich zu den Krämpfen geführt hat. So zwischen 5 – 10 Minuten habe ich da sicher liegen lassen müssen. Aber die Resultatliste stimmt mich dann doch wieder milde:

 

-                Gesamtplatz 13.923 von über 50.000 Finishern;

-                Platz 10.984 bei den Männern;

-                Platz 2.384 in meiner Altersklasse von 5.986 Finishern.

 

Ich war also immer deutlich in der besseren Hälfte. Was will ich eigentlich mehr? Zumal ich erst vor rund 15 Monaten mit dem Laufen angefangen habe und noch vor 18 Monaten 100 kg auf die Waage gebracht habe.

 

Auch wenn ich selber die Strecke ganz alleine laufen musste, so ist es an dieser Stelle Zeit, mich bei all denen zu bedanken, die mir auf diesem Weg geholfen haben und mich unterstützt haben:

 

-          Meiner Kollegin Yvonne für den Impuls im Juni 2012, das Thema Ernährung, Gewicht und Sport anzugehen.

-          Meinem Kollegen Pino für die erste Trainingsberatung.

         Olivier für die Untersuchung meines Knies und Lösung der Probleme zu Beginn meines Laufens.

-          Meinem Papa für seine spezielle Art der Motivation in 2012 – Du weißt, was ich meine...

-          Meiner Mama für die Unterstützung bei allem – sie kann so langsam kein Broccoli mehr sehen, den sie mir immer zum Mittagessen auf meinen Wunsch zubereitete ;-).

-          Thomas Klingenberger für seine Trainingsbegleitung!

Du bist simply the BEST!!! Ohne Dich wäre ich in 6 h ins Ziel gelaufen, wenn überhaupt. Wahrscheinlich hätte es mich so etwas von in meine Einzelteile zerlegt bis dahin.

Kein Buch über das Laufen kann Deine Pläne und Unterstützung ersetzen. Mag es selbsternannt noch so umfangreich oder testamentarisch sein!

Ich habe mich bei Dir immer gut aufgehoben gefühlt und mache bestimmt weiter. Denn nach dem Marathon ist vor dem Marathon. Nur die Frage der Trainingspause müssen wir noch mal klären ;-)

Ich hoffe, zusammen mit Dir und einem großen Teil der Truppe dereinst zusammen das hier in NYC zu erleben, was ich gerade erleben durfte.

-          Dirk Wüst für seine tolle Betreuung bei meinen diversen Leiden in den letzten Wochen! Du bist zu einem wahren Freund geworden!

-          Pippi Streller für sein Trikot - es hat mich motiviert, Deinen Namen durch NYC tragen zu dürfen und wollte Dich nicht blamieren.

-          Allen Freunden und Bekannten, die sich immer erkundigt haben, wie mein Training läuft, wie der Stand der Vorbereitung ist und denen ich leider mangels Zeit nicht mehr die Aufmerksamkeit in dem Umfang wie vorher geben konnte (bspw. meinem besten Freund Thorsten, Heidrun, meinem Patenkind Ann-Kathrin, Heike, Kati, Bruno, meiner Tante Ruth etc.). Bitte seht es mir nach!

-          Den Klingenbergianern für das Verfolgen des Laufes. Ich wusste Ihr seid dabei und drückt die Daumen.

-          Dito zu meiner Schwester Astrid , PatriziaHeike und allen anderen!

 

Nachdem ich meinen Lauf auch wie es sich gehört in das Lauftagebuch eingetragen habe ein paar Werte hieraus bis zum Marathon:

 

-                199 Trainingseinheiten in 2013,

-                rund 2.180 Trainingskilometer in 2013 ,

-                rund 153.000 kcal verbraucht,

-                Incl. Vibrams 7 Paar Laufschuhe im Einsatz,

-                Keine einzige geplante Trainingseinheit verpasst, soweit nicht krank oder verletzt (dies waren auch nur 5 Stück).

 

Alles in allem sicherlich eine sehr intensive, aber auch schöne Zeit. Ich fühle mich weiter sehr gut und bin nach wie vor aufgrund des Laufens ausgeglichen wie nie zuvor. Es ist so befreiend und reinigend, laufen zu gehen. Sicher gibt es auch mal Tage, an denen es regnet, sehr warm ist, man spät aus dem Büro kommt oder auch einfach so keine Lust zum Laufen hat. Aber ich bin dennoch immer raus und habe mein Programm abgespult. Und sobald es losging hatte ich auch wieder Spaß daran.


Und die Ernte dafür habe ich auch gestern einfahren dürfen.

 

 

VIELEN LIEBEN DANK LIEBER THOMAS, DASS DU MIR DIESEN TRAUM MÖGLICH GEMACHT HAST!!!

Vom 100kg Mann zum Marathonmann! Eine Wandlung in Bildern...

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Kommentare: 2
  • #1

    Bernd Münch (Freitag, 15 November 2013 20:31)

    Hallo Herr Schirrmeister,
    Ihr Bericht, mit der Beschreibung einer Tour der Leiden, aber auch der Freuden, ist Motivation für jeden Läufer der an sich glaubt.
    Wir werden sehen, ob Ihre persönliche Geschichte auch auf andere Läufer übertragbar ist?! Sie wissen was ich meine :).

    Bis bald

    Bernd Münch

  • #2

    Jakob Frischknecht (Dienstag, 15 Dezember 2015 23:50)

    Hallo Herr Schirrmeister

    Ihr Bericht war sehr spannend!
    Ich hab ebenfalls gestartet mit 107 Kg! Bin jetz bei 98 Kg und werde meine Trainingseinheiten (80 im 2015) steigern und im 2016 einen Halbmaraton laufen. Bin mein eigener Trainer. Bin motiviert und werde zielorientiert auf den Weg gehen!

    Herzliche Gratulation zum Erreichten!
    Gruss aus der Schweiz ( Bin such Fan vom FC Basel!)
    Jakob Frischknecht Auw